Außergewöhnlich anders
Diese Ensembles lassen aufhorchen!
Kein anderes Land verfügt über eine vergleichbare Fülle an klassischen Klangkörpern wie Deutschland. Im 20. Jahrhundert schien die Orchesterbesetzung ausgereift, ihr Klang stilisiert. Doch immer wieder bereichern internationale, allseits Grenzen sprengende, unkonventionelle Ensembles mit ihren neuen kreativen Ideen, innovativen Programmen und packend-frischen Interpretationen die Orchesterlandschaft.
In der Saison 2024/25 werden einige der außergewöhnlichsten Ensembles in München gastieren.
Ensemblegeist verbindet – ob mit oder ohne Dirigenten
So individuell und virtuos die einzelnen Persönlichkeiten eines Trios, Kammerorchesters oder 120-köpfigen Symphonieorchesters und ihre Instrumente auch sein mögen: Innerhalb eines Ensembles sind Unterordnung in Spieltechnik und Stilistik zugunsten der Gesamtheit Voraussetzung, um dem Charakter eines traditionellen Klangkörpers gerecht zu werden.
Geprägt wird dieser Ensemblegeist wesentlich vom Dirigenten oder eines alternativen künstlerischen Leiters. In der Anfangszeit des Orchesterbetriebs, als es noch keine Dirigenten gab, war es üblich, dass die Leitung innerhalb eines Ensembles liegt und dass die erste Geige oder der Cembalist, der den Generalbass spielte, die Rolle des Dirigenten übernahmen. Bis heute ist in bestimmten, kleineren Formationen wie Trios, Quartetten oder Kammerorchestern das Musizieren ohne Dirigenten üblich.
Diversität im Orchesterleben? Tendenz steigend!
Kulturelle Unterschiede scheinen keine Rolle zu spielen – vielfältige Einheit könnte man meinen. Immerhin kommen nirgendwo sonst so viele unterschiedliche Nationalitäten zusammen wie in einem klassischen Klangkörper. Doch nicht seit jeher und längst noch nicht in allen Ensembles weltweit herrscht Diversität. Ausschließlich Männer im Orchester, das war lange die Norm. Lediglich die Harfe durfte gelegentlich weiblich besetzt sein. 1909 wurde Lily Laskine als erste Solo-Harfenistin eines Pariser Orchesters engagiert. Bei den Wiener Philharmonikern waren Frauen bis spät in die 1990er ausgeschlossen. Erst 2001 wurde Sarah Willis die erste Hornistin und Blechbläserin in der Geschichte der Berliner Philharmoniker. Inzwischen besetzen Frauen 40 % der Orchesterstellen in Deutschland.
Und auch bei Frauen am Pult geht es in Richtung Gleichberechtigung: Während 2013 unter den meistbeschäftigten Dirigenten nur 4 % Frauen waren, sind es zehn Jahre später schon 14 %. Gerald Mertens, Geschäftsführer der unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung prophezeit eine rasante neue Entwicklung der Orchesterkultur: Die zu erwartende Pensionswelle bei Berufsmusikerinnen und -musikern werde den Frauenanteil erhöhen und zu einer weiteren „Verjüngung“ der Orchester führen.
Schon jetzt außergewöhnlich anders
Diese Ensembles lassen aufhorchen!
Doch einige Künstlerinnen und Künstler widersetzen sich bereits seit einigen Jahren scheinbaren Normen. Das Ergebnis: atemberaubend frische Live-Erlebnisse, die aufhorchen lassen. Einige gastieren in der Saison 2024/25 in München und werden für noch nie dagewesene Hörerlebnisse sorgen:
Auswendig und im Stehen
Das Aurora Orchestra
Eine Beethoven-Symphonie ganz ohne Noten? Für das 2005 von Nicholas Collon gegründete Aurora Orchestra kein Problem. In den letzten Jahren hat das Ensemble sein Markenzeichen weiter vorangetrieben und gilt als das erste Orchester weltweit, das auf diese Art seine Werke aufführt. Das Aurora Orchestra verbindet mit seinem unverwechselbaren kreativen Anspruch und kühner Virtuosität Weltklasse-Auftritte mit innovativen Programmen.
Schnell hat sich das Ensemble, das in der Saison 2024/25 sein 20-jähriges Bestehen feiert, zu einem der führenden europäischen Kammerorchester entwickelt und mehrere bedeutende Preise erhalten – darunter den Echo Klassik, zwei Musikpreise der Royal Philharmonic Society sowie den „Classical:next Innovation Award“. Aurora inspiriert Zuschauer jeden Alters und jeder Herkunft, eine Leidenschaft für Orchestermusik zu entwickeln. In der Isarphilharmonie gastieren sie mit dem südafrikanischen Cellisten Abel Selaocoe.
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Unbändige Spielfreude
Das Neojiba Orchestra aus Südamerika
Das brasilianische Jugendorchester „Neojiba“ bringt südamerikanisches Flair nach München – mit Leidenschaft und unbändiger Spielfreude. In Südamerika ermöglichen die staatlichen Kinder- und Jugendorchester jungen Menschen Teilhabe an Bildung, sozialer Entwicklung und Kultur. Seit 2007 kommt auch „Neojiba“ diesem Auftrag nach. Durch die gemeinsame Ausübung von Musik erwerben Jugendliche wesentliche Werkzeuge für die Entfaltung ihrer Fähigkeiten und Persönlichkeit.
Das Ergebnis zeigt sich in der Exzellenz des Orchesters: „Neojiba“ spielte weltweit mehr als 300 Konzerte, unternahm sieben Tourneen und war das erste brasilianische Jugendorchester, das in Europa auftrat. Gründer und Leiter Ricardo Castro erhielt für seine Arbeit den Titel des Ehrenmitglieds der Royal Philharmonic Society. Bei ihrem Gastspiel in München geben mit Lucas und Arthur Jussen zwei ebenso energievolle und leidenschaftliche Pianisten dem temperamentvollen Orchester-Programm zusätzlich Drive.
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Der Sound Lateinamerikas
Das Simón Bolívar Symphony Orchestra of Venezuela
Dieses junge Ensemble wurde von José Antonio Abreu und einer Gruppe von Musikerkollegen gegründet, die sich von den Idealen von Simón Bolívar inspirieren ließen. Das Orchester besteht aus über 200 Musikerinnen und Musikern im Alter zwischen 18 und 28 Jahren und ist ein wichtiger Bestandteil der Fundación Musical „Simón Bolívar“, einer Organisation, die venezolanischen Schülerinnen und Schülern aus benachteiligten Verhältnissen Musikunterricht ermöglicht.
Das Orchesterprogramm, an dem Solisten aus führenden Orchestern und Institutionen beteiligt sind – darunter Mitglieder der Berliner Philharmoniker, der Sibelius-Akademie in Finnland oder des New England Conservatory in Boston – gibt den jungen Musizierenden die Chance, ein anspruchsvolles Repertoire zu erkunden.
Das Orchester arbeitet mit internationalen Dirigenten wie Sir Simon Rattle und Claudio Abbado zusammen und natürlich Gustavo Dudamel, seinem Musikdirektor. Mit keinem Geringeren kommt das Ensemble im Januar an die Isar und lädt zu einem Abend mit feurigen Interpretationen von Komponisten seines Heimatkontinents – und von Tschaikowsky.
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jenseits politischer Gräben
Das West-Eastern Divan Orchestra
Musik kann Brücken bauen und Barrieren einreißen, die als unüberwindlich angesehen wurden. Dieses Anliegen des West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung seines Gründers Daniel Barenboim könnte aktueller nicht sein – es ist „eine einzigartige Werbung für die Aussöhnung verfeindeter Menschen und Staaten in der Krisenregion“ (Süddeutsche Zeitung).
Das Orchester, zusammengesetzt aus jungen israelischen und arabischen Musikern, allesamt geprägt von den politischen Umständen und Überzeugungen ihrer Heimat, führt einen musikalisch-menschlichen Dialog und versucht so auf seine Weise, politische Gräben zu überwinden – und das seit mittlerweile 25 Jahren in den meisten europäischen Ländern, in Amerika, Asien, im Vatikan vor Papst Benedikt XVI. und in der UN-Generalversammlung. Nur in Israel fand kein Auftritt statt, zu sehr ist dort die Sicherheit des Ensembles gefährdet. Im Herbst gastiert es gemeinsam mit Daniel Barenboim wieder in München.
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Erstklassigkeit, Exzentrik und ein Hauch Provokation:
Das Utopia
Hier treffen fulminante Musikalität und starke Deutungskraft auf Exzentrik und provokantes Sendungsbewusstsein: 2022 erfüllte sich Teodor Currentzis einen Traum, als er mit dem Klangkörper „Utopia“ ein neues Orchester gründete, um die besten Musiker aus der ganzen Welt zusammenzubringen. Die Mitglieder finden sich jeweils projektbezogen aus verschiedenen internationalen Orchestern kommend für „Utopia“-Konzerte zusammen.
Utopia ist kein Orchester im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr eine freie kreative Gemeinschaft, ein Team von Gleichgesinnten mit einer gemeinsamen musikalischen Ideologie. Sie schließen sich zusammen, um kompromisslos das zu erschaffen, was ihre musikalische Vorstellungskraft hervorbringt. Für die kommenden Jahre ist das Erarbeiten aller Mahler-Symphonien geplant. Den Auftakt macht die 5. Symphonie – zu erleben an Allerheiligen in der Isarphilharmonie. Mitte April folgt dann die Aufführung der 4. Symphonie.
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Autorin: Sabrina Werner